2020
KHM
2020 war das auch nicht anders. Ich bin wohl
einer der wenigen Menschen, die die Chance hatten, Wien ein paar Tage lang
zu erkunden: den Musikverein von innen, Heiligenstadt mit dem
Beethoven-Gedenkhaus und natürlich das unerschöpfliche Kunsthistorische Museum.
Wie ein Fürst schreitet man die Treppe hinauf und steht ehrfürchtig vor der
Statue von Canova: Theseus besiegt den Zentauren. Der Legende nach wurden die
Zentauren bei der Hochzeit von Peirithoos und Deidameia so betrunken, dass sie
die Braut und die anderen Frauen angriffen. Dies führte zu einem regelrechten
Krieg, an dem Theseus beteiligt war.
Theseus in einer Maske
Niemand hat die triumphale Anspannung der Kraft und das gequälte Nachgeben des Unwürdigen schöner dargestellt als Canova. Das Entwaffnende an klassischen Werken ist, dass wir uns keine andere Möglichkeit vorstellen können. Theseus besiegt immer den Zentauren.
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Im Jahr 1864 wurde beschlossen, dass die beiden Museen von den Habsburgern auf der anderen Seite des Boulevards gebaut werden sollten. Es wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, zu dem Carl Hasenauer, Theophil Hansen, Heinrich Ferstel und Moritz Löhr eingeladen wurden. Gottfried Semper wurde als Preisrichter eingeladen und er entwarf zunächst einen großen Plan, das Kaiserforum.
Grundriss des Kaiserforums, wikipedia
Daraus wurden die beiden Museen und die
sogenannte Neue Burg (1913) fertiggestellt. Aber vielleicht ist das auch gut
so: Der Platz blieb offen für den Volksgarten (Sisi-Statue), das Burgtheater
und das Rathaus. Semper war es auch, der sich für die Umsetzung von Hasenauers
Plan entschied. Dem Naturhistorischen Museum (1889) folgte bald die Eröffnung
einer Sammlung von Kunstschätzen. Natürlich konnte eine so reiche Sammlung nur
über viele Jahrhunderte aufgebaut werden, und in diesem Teil Europas konnten
nur Könige, Kaiser und Erzherzöge Mäzene sein.
Erzherzog Ferdinand II. (1520-1595) war
der Gründer, gefolgt von Rudolf II.
(1576-1612), der vom Sammeln von Gemälden besessen war. Seine Figur ist
vielleicht aus dem Akt 8 (Prag) der "Tragödie des Menschen" (Imre Madách, 1861) bekannt. Er war verantwortlich für die Bruegel-Sammlung, Dürers Werke und
einige Werke des Manierismus (Arcimboldo). Am Ende des Dreißigjährigen Krieges
(1648) übernahmen die Schweden jedoch viele seiner Gemälde "zur
Verwahrung". Sie bewahren noch auf, was übrig geblieben ist, wie z.B.
Arcimboldos Porträt von Rudolph, aber mehrere wurden bei einem Schlossbrand
zerstört oder an einen anderen Ort gebracht. Königin Christina schenkte Dürers
"Adam und Eva" an Philipp IV. von Spanien. Es befindet sich jetzt im
Prado. Nil admirari! Kein Wunder! Die Museen Europas sind voll von solchen
"geretteten" Schätzen.
Erzherzog Wilhelm Leopold (1614-1662) war
mit rund 1400 Gemälden vertreten.
Unter den Bildern von Wilhelm Leopold, KHM
Die Sammlung wurde 1781, während der Regierungszeit Josephs II., von der Stallburg ins Belvedere verlegt und war dann der Öffentlichkeit zugänglich. Die kaiserliche Sammlung wurde schließlich 1891 in das neue Gebäude verlegt.
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Es sind noch einige Dürer-Gemälde vorhanden. Acht an der Zahl. Vielleicht das schönste von ihnen: Maria mit Kind.
Maria mit dem Kind, KHM
Wenn wir dieses Gemälde betrachten, können wir die Essenz der Renaissancekunst sehen: die Schönheit des Menschen auf der Leinwand. Auch Dichter singen diese Harmonie mit Ehrfurcht. (Petrarca, Balassi) Aber in Dürers Bild ist auch ein verborgener Schmerz: warum muss sie das Kind verlieren.
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Wie wird das Jahr 2021 aussehen? Wird
Theseus seine Maske abnehmen?